Leben lassen

Seit gut hundert Jahren gelten Tierversuche in weiten Teilen der Forschung als unumgänglich. Doch tat­sächlich sind die Erfolgsquoten kläglich. Jetzt kämpfen nicht mehr nur Tierschützer, sondern auch Wissenschaftler und Pharmakon­zerne dafür, Tierversuche zu ersetzen – am besten durch Tests an künstlichen Organismen.

In der Charité in Berlin hat sich der Tierversuch einst in Deutschland durchgesetzt. Die Klinik forscht heute noch an Tieren.

Berlin, Charité, der Professor läuft voran. Intensivstation. Zutrittsschleuse, offene Türen, Stille, nur dieses Zischen und Piepsen.

Als ich in dieser Station aufgehört habe, konnte ich diese ganzen Geräusche pfeifen.

Er wählt eine der Türen.

So, ich erkläre Ihnen, was Sie sehen. Man sieht in der Mitte den Patienten. Und Sie sehen diese Schläuche. Der Patient ist …

– er schaut auf den Monitor –

… spontan atmend, das heißt, er zieht selbst Luft ein, und das Gerät darüber ist eine Beatmungsmaschine, die das unterstützt. Hier haben Sie Infusionspumpen, manche Patienten sind so auf Medikamente angewiesen, dass man die überlappend laufen lassen muss. Wenn eine ausfällt, ist der Patient nach einer Minute nicht mehr lebensfähig. Aus dieser Situation heraus muss man verstehen, wie die Wissenschaftler bei uns im Haus Forschung betreiben. Ich erinnere mich an ein Weihnachten, als hier ein Großteil der Patienten über die Feiertage gestorben ist. Da bin ich nach Hause und habe geheult.