SZ-Magazin: Warum ist es – abgesehen von den körperlichen Unterschieden zwischen Männern und Frauen – eigentlich sinnvoll, die Männergesundheit mal gesondert zu betrachten?
Martin Halle: Weil Männer nach wie vor früher sterben als Frauen, im Schnitt ungefähr fünf Jahre. Wir machen gerade eine Studie zu über 80-Jährigen in Altersheimen, dort kommt oft nur ein Mann auf acht oder neun Frauen. Da muss man sich natürlich schon fragen, warum das so ist.
Warum denn?
Es gibt verschiedene Gründe, vom Lebensstil bis zum Umstand, dass Männer vor allem in früheren Generationen mehr schwere körperliche Arbeit verrichtet und mehr geraucht haben. Ganz entscheidend ist aber auch, dass Männer wesentlich weniger Gesundheitsvorsorge betreiben. Frauen werden anders und schon deutlich früher an Themen wie Vorsorge und Prävention herangeführt. Das geht los mit dem Pap-Abstrich am Gebärmutterhals, der erstmals oft schon im Teenageralter gemacht wird, danach kommt das regelmäßige Brustkrebsscreening. Bei Männern passiert hingegen dreißig Jahre lang gar nichts. Mit 50 erstmals auf die Prostata oder das Herz zu schauen, ist natürlich besser, als es noch weiter hinauszuschieben. Andererseits wissen wir, dass problematische Prozesse oft schon in der Jugend beginnen und dann bei Männern ab 50 zu Herzinfarkten oder Krebserkrankungen führen können. Mit besserer Prävention könnte man da einiges verhindern.