Flüssiges Möwengeschrei

Wenn er Jever-Bier im Supermarkt sieht, fühlt sich unser Autor als Bayer nicht gemeint. Über das Phänomen, dass eine minimale Abweichung vom Vertrauten störender sein kann als eine große.

Foto: Maurizio Di Iorio

»Keine Staus, keine Hektik, keine Anrufe, keine Termine, keine Kompromisse – kein anderes Bier.« Der Jever-Werbespot von 1995 gehört zu meinen intensivsten Erinnerungen ans 20. Jahrhundert. Wie dieser Typ – es handelte sich um einen in Los Angeles lebenden Franzosen – im Trenchcoat mutterseelenallein die Nordseeküste entlangläuft und wundersamerweise an keinem einzigen Touristen mit orangefarbener Regenjacke, dafür einem Sonnenuntergang, einer Schafherde und einem rot-weiß gestreiften Leuchtturm vorbeikommt und sich am Ende mit dem Rücken voran in diese Düne fallen lässt