»Manchmal steht ein Kalb im Wohnzimmer«

Wie kann man Pflege gestalten, ohne dass sich alte Menschen nutzlos und abgeschoben fühlen? Der Landwirt Guido Pusch erklärt, warum viele Senioren auf seinem Pflegebauernhof durch den Kontakt mit Tieren aufblühen und was man daraus zur Zukunft der Pflege lernen kann.

Jeder Tag auf dem Pflegebauernhof beginnt mit dem Weidegang. Dafür nehmen die Bewohnerinnen und Bewohner die Alpakas an die Leine und führen sie einmal quer durch Marienrachdorf, vom Stall bis auf die Weide.

Foto: Kai Kapitän

SZ-Magazin: Herr Pusch, Sie sind Maschinenbauer und außerdem Landwirt im Nebenerwerb. Wie kamen Sie auf die Idee, einen Pflegebauernhof zu gründen?
Guido Pusch: Meine Großeltern haben ihr ganzes Leben lang auf unserem Bauernhof in Marienrachdorf in Rheinland-Pfalz gewohnt. Seit 1771 wurde das Anwesen in der Familie weitervererbt. Der Tod meines Großvaters stellte uns dann vor eine riesige Herausforderung: Großmutter wollte auf dem Hof bleiben, ein Altersheim wäre für sie nicht in Frage gekommen. Jedoch war sie einsam, pflegebedürftig, und gleichzeitig sollte der Bauernhof weiter bewirtschaftet werden. In dieser Situation hatten wir die Idee, das Wohnhaus zu einer Alters-WG umzubauen und den Hof auf diese Weise weiterzuführen.