»Ich kann sehr gut so tun, als wäre ich normal«

Birke Opitz-Kittel und Rolf Kittel ziehen gemeinsam fünf Kinder groß. Ihr ohnehin aufreibender Alltag wurde jäh durchbrochen von zwei Diagnosen: Er hat Multiple Sklerose, sie ist Autistin. Hier erzählen die beiden, was sie über die Liebe gelernt haben.

Birke Opitz-Kittel (46) hat das Buch »Mama lernt Liebe. Wie ich als autistische Mutter gelernt habe, meinen Kindern Gefühle zu zeigen« geschrieben, erschienen im mvg Verlag. Ihr Mann Rolf Kittel (42) spricht zum ersten Mal öffentlich über seine Sicht auf die Beziehung.

Foto: Lilly Kittel

Birke: Ich hatte schon drei Kinder zwischen zwei und fünf Jahren und war zweimal geschieden, als ich mir in einem Callcenter eines Telefondienstes einen Nebenjob suchte. Der Vorgesetzte brachte mich in einen Raum mit 200 Schreibtischen, wo ich eingelernt werden sollte. Ich fragte ganz naiv: »Wer will mich?« Rolf rief: »Ich!« Alle lachten. Und ich wusste gar nicht, warum.

Rolf: Ich arbeitete dort schon eine Weile als Kundenberater für die Hotline. Ich fand Birke sofort attraktiv und sehr lieb und freundlich. Sie schleppte ständig diesen dicken Aktenordner mit allen Anweisungen mit sich herum. Und sie traute sich nie, jemanden aus der Leitung zu werfen, weil das verboten war. Selbst wenn nachts manchmal Betrunkene anriefen und unverschämt wurden. Einmal merkte ich, dass sie gerade beleidigt wurde. Da habe ich für sie den Hörer aufgelegt.