Die zwölf eigenartigsten Corona-Gefühle

Die Geschmackssehnsucht, das Eingeschlossensein, die Gesichtsveränderung – die Pandemie ist für seltsame Empfindungen verantwortlich, die man vorher gar nicht kannte. Eine Übersicht, garniert mit der schönsten Mode der Saison.

Wattierte Satinjacke und Satinshorts von Fendi. Transparenter Armreif von Emporio Armani. Kniestrümpfe von Falke. Schuhe von links: Rote Slingback-Pumps von Salvatore Ferragamo. Weiße Pumps mit Lochmuster, von Boss. Cremefarbene Clogs von Hermès. Rosafarbene Ballerinas von Salvatore Ferragamo.

1. Die Klingelpausen

Wieso jetzt Tina? Am Dienstag? Auf dem Festnetz? Da rufen sonst nur Tante Inge, mein Vater oder die Telekom an. »Da bist du baff, was?«, fragt sie. Ja. Sie hat kein Anliegen, keine Frage. Sie hat nur: Zeit. Dabei hat Tina eigentlich nie Zeit. Schickt allenfalls Sprachnachrichten oder bittet schnell – »Verzeih« – um eine Mail-Adresse. Jetzt will sie nur plaudern. Gestern hat Kate angerufen, auch auf dem Festnetz, wollte nur plaudern. Knapp zwei Stunden über Gott, die Welt und Trump. Dann musste ich aufhören, meine Blase. Die Leute machen neuerdings unglaubliche Sachen: Rufen an, möchten reden, echte Stimmen hören, Stimmungen spüren, endlich wieder unwichtige Fragen stellen: »Hat dein Auto noch TÜV?« Ich sollte nicht spotten, auch ich habe mehr Zeit, freue mich über jeden Anruf. Festnetz, mobil, egal. Kein gutes Haar will ich an Corona lassen, außer diesem vielleicht: Wie schön, dass alle zu Hause ans Telefon gehen. Mein Auto hat übrigens noch TÜV bis Juli.
Susanne Schneider