Wie Lena Brasch die Theaterwelt umkrempelt

Stücke unter eineinhalb Stunden, weniger Hochkultur und nicht so theatral: Lena Brasch macht als Regisseurin vieles anders, mit großem Erfolg. Dabei geht sie geradezu beschwingt mit dem Vermächtnis ihrer berühmten und konfliktreichen Familie um.

Lena Brasch nach den Proben zu ihrem aktuellen Theaterstück über ihren Onkel, den Schriftsteller Thomas Brasch.

Allein die Idee, Britney-Spears-Songs in Moll zu spielen. Klar kennt man die Musik, Hits wie ... Baby One More Time oder Oops! I Did It Again, aber so tiefgründig und melancholisch wie von der Komponistin Friederike Bernhardt interpretiert hat man sie nicht in Erinnerung.

Am 20. Januar dieses Jahres läuft It’s Britney, Bitch! zum 98. Mal im Berliner Ensemble, das Haus brummt, ausverkauft, wie bei jeder Vorstellung des Stücks. Das Publikum ist so jung und divers wie auf einer Fridays-for-Future-Demo, und das ist vielleicht normal fürs HAU (Hebbel am Ufer) oder fürs Gorki in Berlin, für das ehrwürdige Berliner Ensemble ist es ungewöhnlich. Rund eineinviertel Stunden lang tanzt, springt, singt, weint die Schauspielerin Sina Martens mal als Britney, mal als »die Britney in uns allen«, so heißt es im Stück, auf der Bühne, eine One-Woman-Show, die von Kritikern als feministisches Manifest oder Kampfansage ans Patriarchat bezeichnet wurde, die aber so viel mehr ist: eine unterhaltsame, mitreißende, tieftraurige Meditation über Aufstieg und Fall einer Pop-Ikone; den Verrat des Vaters; die Schutzlosigkeit, das Ausgeliefertsein, das Frausein; die Sehnsucht nach Liebe. »Ich wünsche mir, zu Ende geliebt zu werden«, sagt Britney alias Sina Martens alias die Britney in uns allen.