SZ-Magazin: Herr Luks, jeder, der schon einmal Bewerbungen schreiben musste, weiß, was für ein Krampf das manchmal ist. Da ist ein Blick in die Geschichte fast schon befreiend: Sie haben die Kulturgeschichte der Bewerbung erforscht und sind in den Archiven unter anderem auf ein Schreiben gestoßen, mit dem sich Jacob Grimm, den wir heute als Märchensammler kennen, im Jahr 1815 in Kassel als Bibliothekar bewarb. Man solle ihn einfach einstellen, weil seine »schwächliche Gesundheit« und seine »geringen Kenntnisse« ihn für andere Arbeiten untauglich machten. Interessanter Versuch, oder?
Timo Luks: Nach meinen vielen eigenen Bewerbungen hätte ich wahrscheinlich ein offenes Ohr für sein Anliegen. Aber ehrlich gesagt, wüsste ich gar nicht, ob er überhaupt geeignet ist, darüber verliert er nämlich kaum ein Wort. Er wurde am Ende trotzdem Bibliothekar. Und er war damals nicht der Einzige, der seine gesundheitlichen Probleme als Argument für sich anführt. Ich bin auch bei Bewerbungen für den Polizeidienst immer wieder darauf gestoßen. Da melden sich ehemalige Soldaten und schreiben ganz offen: Ich bin nicht mehr tauglich fürs Militär und auch zu schwach, um wieder wie früher als Schuhmacher zu arbeiten. Nehmt mich also als Polizisten.
»Niemand rät mehr, bei einer Bewerbung bescheiden aufzutreten«
Der Historiker Timo Luks hat untersucht, wie sich Menschen vor 200 Jahren um Stellen bewarben – und hat einen Rat für gestresste Jobsuchende von heute: Es kommt weniger auf die Details an, als man denkt.