»Ich habe von Fünfjährigen gelesen, bei denen Essstörungen diagnostiziert wurden«

Schon Kinder werden in ihrer Körperwahrnehmung von gesellschaftlichen Idealen beeinflusst. Wie kann man ihnen helfen, eine gesunde Selbstliebe aufzubauen? Lob für hübsches Aussehen bewirke genau das Gegenteil, sagt die Autorin Jessica Sanders – stattdessen müssten Eltern bei sich selbst anfangen.

SZ-Magazin: Frau Sanders, im Vorwort zu »Liebe deinen Körper« schreiben Sie: »Dieses Buch basiert auf meiner eigenen Forschung in Geschlechterstudien und Sozialarbeit sowie meinen eigenen Erfahrungen als Mädchen und junge Frau«. Was ist Ihnen widerfahren?
Jessica Sanders:
Ich war in der ersten Klasse, als ich anfing, meinen Körper mit denen meiner Mitschülerinnen zu vergleichen. Damals fiel mir zum ersten Mal so richtig auf, dass ich immer und überall das größte Kind war. Auch Erwachsene haben meine Größe immer häufiger kommentiert. Sie meinten es nicht böse, wenn sie sagten: »Du bist aber ein großes Mädchen!« Aber mich hat das wahnsinnig unsicher gemacht. War ich etwa zu groß? Unnormal groß? Ab da war meine Körpergröße mein gefühlter Schwachpunkt, und mit der Zeit wurde es schlimmer.