»Nur wenn ich allein bin, höre ich mich wirklich selbst«

Was ist der Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit? Und muss man es mit sich selbst aushalten können, um innerlich zu wachsen? Ein Gespräch mit dem Psychologen Thomas Bickhardt, der 29 Jahre allein in einem Leuchtturm an der norwegischen Küste lebte.

Thomas Bickhardt begann eine Seemannslehre, studierte Psychologie und wanderte mit dreißig Jahren an die Westküste Norwegens aus und betrieb im alten Leuchtturm Kråkenes fyr ein kleines Leuchtturmhotel. Vor einem Jahr kehrte er nach Hamburg zurück und schrieb über sein Leben im Leuchtturm das Buch Windstärke 15.

Foto: Privat

SZ-Magazin: Sie haben 29 Jahre auf und an einem Leuchtturm an der norwegischen Küste gelebt. Hat Sie die Abenteuerlust dorthin getrieben?
Thomas Bickhardt: Eher die Sehnsucht nach dem Ort, von dem ich immer geträumt habe. Ich bin in Hannover aufgewachsen, weit weg vom Meer. Mit meinen Eltern bin ich damals zum Kajakfahren weiter nördlich nach Norwegen in die Fjorde gefahren, daher kannte ich das. Die Landschaft um den Leuchtturm mutet schottisch-irisch an, mit grünen Hängen und steilen Felsklippen am Meer.

Nach was sehnten Sie sich genau?
Nach dem Alleinsein. Nach dem Meer, danach, ihm so dicht wie möglich zu kommen, ohne auf einem Schiff zu sein. Nach dem speziellen Licht dort. Nordwestwetterlage ist die spektakulärste, da gibt es im Winter tiefschwarze Wolken mit Sonnenlöchern dazwischen. Das trifft mein Herz.