»Heimweh ist ein Zeichen von emotionaler Bindung«

Im Gespräch verrät die Psychologin Beate Mitzscherlich darüber, wie man in einer fremden Stadt gut ankommt. Dazu erzählen sechs Menschen, was ihnen geholfen hat. 

Die Psychologin Beate Mitzscherlich ist Professorin an der Westsächsischen Hochschule Zwickau und forscht unter anderem zu Identität und Heimat.

Foto: privat

SZ-Magazin: Wie fühlt es sich an, angekommen zu sein?
Beate Mitzscherlich: Das hat viel mit Sicherheit zu tun, oder mit einer Selbstverständlichkeit. Ich bewege mich ganz selbstverständlich, ich kenne die Wege, ich brauche kein Navi mehr. Ich merke, dass ich drei Wochen gar nicht mehr ans alte Zuhause gedacht habe. Es ist ein entspannter Zustand. Ich weiß, wo es langgeht, im wörtlichen Sinne.

Warum kann das Ankommen so schwierig sein?
Gleichzeitig mit dem Neuen, das kommt, verlassen Sie einen alten Ort und damit Routinen, Gewohnheiten, Menschen, die Sie kennen. Das führt zu Unsicherheiten – wie, wenn man im Dunkeln den Lichtschalter nicht findet. Wo hole ich Brötchen? Wo ist die nächste Haltestelle? Dieses selbstverständliche Verhalten vom alten Ort muss man erst wieder entwickeln. Deshalb ist man am Anfang ja so müde.