SZ-Magazin Herr Grünbein, Sie sind Deutschlands größter Dichter, haben mit 33 Jahren den Georg-Büchner-Preis bekommen, wurden von der Kritik als »Junggenie« gefeiert. Gibt es etwas Banales, an dem Sie Freude haben?
Durs Grünbein: Eine große cineastische Leidenschaft. Ich schaue fast jeden Abend einen Film – im Heimkino.
Verzeihung, Sie haben die Frage falsch verstanden. Gemeint war: Schauen Sie so was wie Germany’s Next Topmodel?
Als es anfing, habe ich mir das mal angeschaut, mit den Augen meiner Töchter sozusagen, ich wollte begreifen, was da auf sie zukommt. Inzwischen wurde der Fernseher abgeschafft, als sich zeigte, wie jede Sendung einem gewissen Format entsprach, dass alles von vornherein formatiert war, der Wettkampf, das Quiz, die Talkshow. Es ist schrecklich mit uns, wir langweilen uns alle so schnell. Was ich mag, sind ausführliche, konzentrierte Interviews, Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus, so was könnte ich mir stundenlang anschauen.