SZ-Magazin: Frau Anthes, in Ihrem Buch Drinnen befassen Sie sich weniger mit schöner Inneneinrichtung als mit der Planung öffentlicher Gebäude beziehungsweise den Fehlern, die dabei gemacht werden. Das sind Dinge, die von uns Individuen schwer zu ändern sind. Was ist Ihr Anliegen?
Emily Anthes: Ich glaube, wir konzentrieren uns nicht genug auf das Innere der Gebäude, in denen der moderne Mensch 90 Prozent seiner Lebenszeit verbringt. Es ist schon etwas länger her, da las ich vom japanischen Künstlerehepaar Shusaka Arakawa und Madeleine Gins. Sie bauten verrückte Häuser, die ersten in Mitaka in Japan, total bunt, runde Wohnzimmer, mit Treppen, die ins Nichts führten. Ihre Idee war, die Menschen aus dem Gleichgewicht zu bringen, ihre Wahrnehmung und Sichtweisen zu verändern, damit ihr Immunsystem zu stärken und unsterblich zu machen. Unsterblich kann Architektur uns wohl nicht machen, aber dass sie unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden verändert, war für mich klar. Ich wollte nun wissen, wie genau.
»Unsere Umgebung hat das Potenzial, uns gesund zu halten«
Menschen verbringen 90 Prozent ihrer Lebenszeit in Räumen – weshalb diese viel wichtiger für unsere Gesundheit sind, als wir annehmen. Wie warm, hell oder grün eine Umgebung sein sollte, damit sie das seelische und körperliche Wohlbefinden steigert, erklärt die Wissenschaftsautorin Emily Anthes im Interview.