»Mich interessiert der Mensch, nicht seine Organe«

Die meisten Menschen sind bisexuell, leben es aber nicht, sagt die deutsch-kanadische Autorin Julia Shaw. Sie empfiehlt: Einfach mal ausprobieren.

Den Dom im Rücken, Blick nach vorn: Julia Shaw auf den Poller-Wiesen in Köln.

Julia Shaw, 35, lädt zum Interview in die Kölner Südstadt, in eines der drei Kranhäuser am Rhein, diese L-förmigen, verglasten Hochhäuser, die mittlerweile zu den Wahrzeichen der Stadt gehören. Sie lebt in London, diese Woche im März aber verbringt sie hier in der Wohnung einer Verwandten, um an einem Fernsehprojekt und dem Hörbuch zu ihrem neuen Buch mitzuwirken. Shaw wurde in Köln geboren, sie ist teilweise hier, teilweise im englischsprachigen Teil von Kanada aufgewachsen.

Julia Shaw ist promovierte Kriminalpsychologin, 2018 erschien von ihr »Böse: Die Psychologie unserer Abgründe«. Das Buch wurde zum Bestseller. Während des Interviews gendert sie ihre Sprache und macht damit deutlich, dass sie von Menschen verschiedener Geschlechter spricht. An diesem Sonntag trägt Shaw ein schlichtes T-Shirt in Olivgrün, eine Blousonjacke in der gleichen Farbe und drei Goldkettchen – zu ihren langen blonden Haaren und großen braunen Augen. Das soll später noch wichtig werden.