»Sehr häufig verhalten sich Menschen toxisch, ohne es zu merken«

Wann ist eine Person nur nervig, wann richtiggehend toxisch? Eine Psychologin erklärt, wann der Begriff wirklich zutrifft, wie man toxische Beziehungen erkennt – und wie man sich am Arbeitsplatz, in der Familie und in Freundschaften dagegen wehrt. 

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SZ-Magazin: Frau Eckert, der Begriff »toxisch« hat in den vergangenen Jahren eine große Karriere gemacht. Jeden Monat erscheinen neue Bücher dazu – auch Sie haben einen Bestseller zum Thema veröffentlicht. Ist »toxisch« ein Modewort?
Anna Eckert: Ja, »toxisch« ist sicher ein Trendbegriff. Er wird sehr breit und leider häufig auch unspezifisch verwendet. Oft dient er als stark vereinfachende Erklärung für komplexe Beziehungsdynamiken. Im Kern ist es nur ein Oberbegriff, der viele verschiedene Verhaltensmuster abdeckt und häufig tiefere Probleme andeutet.

Aber könnte man sagen, der Begriff bietet vielen Menschen eine erste Möglichkeit, ihr Unwohlsein in einer Beziehung überhaupt zu benennen?
Genau. In meinen Beratungen und Coachings erzählen mir fast täglich Klientinnen und Klienten, dass sie sich in einer toxischen Beziehung befinden – mit dem Partner, den Eltern oder im beruflichen Umfeld. Der Begriff hilft zunächst, das diffuse Gefühl von Belastung zu benennen.