SZ-Magazin: Herr Clement, Sie arbeiten seit fast 50 Jahren als Paar- und Sexualtherapeut und beschäftigen sich seither mit Seitensprüngen und Affären. Muss Untreue das Ende einer Beziehung sein?
Ulrich Clement: Die Bezeichnung als Untreue oder Betrug ist bereits eine starke negative Bewertung. Wenn wir die einfach so gelten lassen, bleiben wir im Moralisieren hängen. Nein, eine Affäre muss nicht das Ende einer Beziehung sein. Die Bindung eines Paares kann danach sogar stärker werden als vorher. Das wichtige Wort ist »kann« – das geht nicht von selbst, sondern setzt viel Bereitschaft zur Selbstkonfrontation voraus. Beide müssen bereit sein, diese Auseinandersetzung zu leisten. Wenn das gelingt, kann ein Paar seine Beziehung auf eine ganz neue Ebene heben.
»Niemand kann versprechen, dass er nie fremdgehen wird«
Es gibt Paare, deren Bindung nach einem Seitensprung noch stärker wird – sagt der Psychologe Ulrich Clement. Wo liegen die größten Hürden, um eine solche Krise zu überstehen? Und wie kann es gelingen?