»Kinder bekommen oft automatisch mit, was die Eltern Schlimmes erlebt haben«

Wer selbst unter Traumata leidet, gibt diese oft an die nächste Generation weiter. Die Traumatherapeutin Katharina Drexler erklärt, wie man über solch tiefliegende Wunden spricht – und wann eine Therapie nötig ist.

Welche Wunden man von seinen Eltern erbt, stellt man häufig erst als Erwachsener fest.

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SZ-Magazin: Frau Drexler, transgenerationale Traumata sind mittlerweile gut erforscht, und dennoch klingt es zunächst erstaunlich: Ist es wirklich möglich, eigene traumatische Erfahrungen an die nächste Generation weiterzugeben, die das Trauma selbst gar nicht erlebt hat?
Katharina Drexler: Es ist nicht so simpel, wie man das vielleicht aus Spielfilmen kennt: Jemand spürt bestimmte Symptome oder psychische Belastungen, die er sich nicht erklären kann, deswegen gräbt er in seiner Familiengeschichte findet heraus, dass die Ur-Großmutter genau das hatte, was ihn oder sie heute selbst belastet. So etwas ist aus wissenschaftlicher Sicht höchst unwahrscheinlich.