Was man von Prince und Goethe über die Liebe lernen kann

Purple Rain, Römische Elegien oder ein Tiroler Volkslied: Überall steckt sie drin, die Liebe. Sechs Autorinnen und Autoren über die ihrer Meinung nach treffendsten Zeilen zum schönsten Gefühl der Welt.

»I only want to see you ... in the purple rain«, singt Prince und beschwört die Uneindeutigkeit.

Foto: Getty Images / Kiran Ridley

Sie kann so groß sein, so aufregend. So schmerzvoll und so vereinnahmend. In zahllosen Liedern und Gedichten, Bühnenversen und Romanabsätzen haben Menschen schon versucht, die Liebe zu fassen zu bekommen. Im zweiten Teil unseres Liebes-Spezials schreiben sechs Autorinnen und Autoren über den einen Satz, das eine Gedicht, die eine Zeile, die alles auf den Punkt bringt. Zum zweiten Teil gelangen Sie hier.

Ein paar lange, stille Momente schaute er sein Publikum an und rang um den Anfang. Vergrabener Schmerz, Teil der Show. Das Publikum schaute unter asymmetrischen Achtzigerjahre-Frisuren zurück. Heiliger Ernst. Geteilter Schmerz. Zwei, drei Akkorde, und die Welt verfärbt sich lila. Dann sang Prince davon, er wolle nicht »your weekend lover« sein, er wolle »nur« eine Art Freund sein, er könnte mich nie jemandem ausspannen, deshalb sei die Freundschaft jetzt leider vorbei. Stattdessen: »I only want to see you ... in the purple rain«. Weder Liebe noch Freundschaft, der Wunsch ist ein anderer, er will mich »nur« im lilafarbenen Regen sehen, badend, lachend, einfach im lilafarbenen Regen. Nicht mehr, nicht weniger, und vor allem: ziemlich unentschieden.