»Wut warnt uns«

Viele Menschen haben nie recht gelernt, mit ihr umzugehen. Die Psychotherapeutin Gitta Jacob erklärt, warum es schadet, Wut zu unterdrücken – und wie man mit dem starken Gefühl klar kommt, ohne auszurasten.

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SZ-Magazin: Wut hat einen schlechten Ruf. Wer seinen Ärger im Büro, beim Bäcker oder im Restaurant rauslässt, wird schief angeguckt. Warum?
Gitta Jacob: Weil es in den meisten gesellschaftlichen Kreisen außerhalb der Norm liegt, mit der eigenen Wut einfach so herauszuplatzen. Wer es trotzdem macht, gilt schnell als unbeherrscht, launisch oder irrational. Wir lernen schon als Kind, dass sich Wütendsein nicht gehört. Dabei brauchen wir ein gewisses Maß an Wut, um für die eigenen Bedürfnisse einzustehen. Genauso wie Angst oder Traurigkeit hat Wut eine wichtige Funktion für den Einzelnen, aber auch für die Gemeinschaft.