»Hey, magst du mich noch?«

Was, wenn einen der beste Freund plötzlich vernachlässigt? Und wie kann man eine gute Freundin sein, obwohl man gerade so sehr mit Verliebtsein beschäftigt ist? Ein Gespräch mit der Psychologin Ream Hadi-Hohn über die Frage, wie viel Liebe die Freundschaft verträgt – und ihre besten Ratschläge, um beides zu vereinbaren.

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SZ Magazin: Hanya Yanagihara schreibt in ihrem Roman »Ein wenig Leben«: »Warum war eine Freundschaft nicht so gut wie eine Beziehung? Warum war sie nicht sogar besser? Zwei Menschen, die Tag für Tag zusammenblieben, nicht durch Sex oder körperliche Anziehung, nicht durch Geld, durch Kinder oder gemeinsamen Besitz aneinander gebunden, sondern allein durch das gegenseitige Einverständnis, zusammenzubleiben.« Was ist denn wichtiger: Beziehungen oder Freundschaften?
Ream Hadi-Hohn: Keines von beidem ist wichtiger als das andere. Es kommt viel mehr darauf an, in welcher Phase des Lebens man ist, welches Leben man führt und wofür man sich entscheidet. Unsere Gesellschaft ist sehr davon geprägt, dass wir Beziehungen, besonders Ehen, höher bewerten als Freundschaften – und auch mehr daran arbeiten. Das sehe ich persönlich und beruflich kritisch. Ich glaube, dass wir nicht nur Arbeit in unsere romantischen Beziehungen stecken sollten, sondern in alle Beziehungen, die wir führen, egal ob es amouröse, platonische oder familiäre sind.