»Es war nicht körperlich und irrational wie beim klassischen Dating«

Benjamin und Rina sind religiöse Juden und lernten sich durch eine Heiratsvermittlerin kennen. Nach vielen Telefonaten und einem Treffen beschlossen sie zu heiraten. Hier erzählen sie, warum für sie eine arrangierte Ehe funktioniert und wie ihre Liebe mit jedem Tag wächst.

Die Ukrainerin Rina (30) und der in der Ukraine geborene und in Deutschland aufgewachsene Benjamin (34) heirateten im März 2021 – fünf Monate nachdem sie sich zum ersten Mal getroffen hatten.

Foto: privat

Rina: Benjamin und ich lernten uns bei einem Schidduch kennen, einem arrangierten Treffen von einer jüdischen Heiratsvermittlerin. Ich hatte bereits drei Jahre lang nach einem Partner gesucht und war auf einer Schidduch-Webseite für religiöse Juden angemeldet. Die Schadchanit, eine Person, die in religiösen Kreisen Menschen verkuppelt, sah mich dort und schrieb mich an. Sie sagte, dass Benjamin gut zu mir passen könnte, und schickte mir Ende 2019 seine Beschreibung. Es war eine Art Fragebogen, den Benjamin ausgefüllt hatte. Die Schadchanit sieht sich an, ob die Interessen und Vorstellungen zusammenpassen, und empfiehlt einen möglichen Partner – so werden in unseren Kreisen zahlreiche Menschen verkuppelt. Viele Außenstehende denken, dass eine arrangierte Ehe etwas Künstliches sei, da wir von Hollywood-Filmen umgeben sind, bei denen sich zwei Menschen treffen und es Klick macht. Dabei bauen wir unsere Beziehung auf Grundwerten auf, was das gemeinsame Leben und die Liebe am Ende viel stabiler macht. Als ich Benjamins Infos bekam, war ich jedoch gerade mitten in einem anderen Schidduch, und da man laut Regeln nicht mehrere Leute gleichzeitig treffen kann, sagte ich ab. Das ist schließlich kein Tinder. Als es mit dem anderen Mann doch nicht klappte, sagte ich der Schadchanit Bescheid, die meinen Kontakt an Benjamin schickte. Und er schrieb mir noch am selben Tag eine Nachricht.