»Auch Beziehungen sind käuflich«

Welche Rolle spielt Geld in der Liebe? Ein Gespräch mit der Ethnologieprofessorin Silke Meyer über den Wert unbezahlter Hausarbeit, die Gefahr bei ungleichen Einkommen und die Frage, wie stark Geld heute noch unsere Partnerwahl beeinflusst.

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SZ-Magazin: Frau Meyer, warum ist Geld für menschliche Beziehungen so wichtig?
Silke Meyer: Zunächst ist Geld ein Wertspeicher und hat Kaufkraft, es macht Dinge messbar und vergleichbar. Aber Geld hat auch eine sehr große Symbolkraft. Durch das Geldausgeben positioniere ich mich in einem sozialen Feld. Es sagt etwas über mein Verhältnis zur Gesellschaft aus: Bin ich ein sparsamer Mensch, bin ich großzügig, bin ich risikobereit? Wenn ich mir ein neues Handy für 1500 Euro kaufe, werden manche in meinem Umfeld sagen: »Cool«, und andere: »Muss das sein?«. Geld ist ein Mittel zur Individualisierung, weil ich mich damit ausdrücken und abheben kann. Und die Sozialität und Emotionalität, die damit verbunden ist, lässt sich oft in Paarbeziehungen ablesen. Wir empfinden etwa Restaurantbesuche als romantisch, weil wir uns in eine Umgebung mit großer ritueller Bedeutung begeben, dazu gehört auch die Transaktion. Man könnte also sagen: Indem wir Geld ausgeben, stellen wir Intimität her.