Eigentlich sollte es doch möglich sein, einen Teil dessen, was mir gerade fehlt, in aktuellen Filmen zu finden. Eineinhalb, zwei Stunden in einer Welt zu verbringen, in der es spontane Abende in einer Bar, unerwartete Begegnungen und erste Dates im Lieblingscafé gibt, in der emotionale Dramen nichts mit miesem Wlan im Homeoffice zu tun haben und in der ein Kuss wichtiger ist als alles andere. Aber ich fürchte, die Zeit der großen Liebesfilme ist vorüber. Casablanca, Vom Winde verweht und Doktor Schiwago sind zeitlich näher an der Spanischen Grippe als an der Corona-Pandemie. Auch Grease, Pretty Woman oder Schlaflos in Seattle entstanden vor meiner Zeit. Als Notting Hill oder Tatsächlich … Liebe in die Kinos kamen, war ich ein Kind. Wenn ich ein paar Stunden im Glück und Unglück zweier Menschen versinken möchte, in einer Geschichte, die klein sein könnte, aber größer wird als die beiden, wildere ich in den Filmerlebnissen meiner Eltern und Großeltern. Und wenn ich meine Freunde um Filmtipps bitte, fallen den meisten auch erstmal die alten Titel ein. Ist der romantische Film ausgestorben?
Die besten und buntesten Liebesfilme unserer Zeit
»Notting Hill«, »Harry und Sally« und »Pretty Woman« sind inzwischen Jahrzehnte alt. Doch die Schnulze ist nicht ausgestorben, sie ist nur woanders zu finden und dabei weniger klischeehaft, sexistisch und heteronormativ als zuvor. Ein Essay – und zwölf romantische Film-Tipps.