»Das sind Versprechen, die Partner überfordern«

Liebe ist das zentrale Motiv von Popsongs. Wir haben einen Paartherapeuten und eine Paartherapeutin um einen kritischen Blick auf zehn Hits gebeten. Während Nena, Die Sportfreunde Stiller und insbesondere Beyoncé eher schlecht abschneiden, kann man von Taylor Swift und Céline Dion tatsächlich etwas lernen.

Taylor Swift rechnet in ihren Songs oft mit Ex-Freunden ab. Was eine Paartherapeutin wohl dazu sagt?

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Nothing Compares 2 U
(Sinéad O'Connor, 1990)

»So, wie Sinéad O'Connor diesen Song singt, hat es fast etwas Religiöses. Sie zählt die Stunden und Tage seit der Trennung ganz genau mit: ›It's been seven hours and fifteen days.‹ Sie beschreibt sowohl den mit der Trennung verbundenen Gewinn an Freiheit als auch den damit verbundenen Schmerz. Ihr Arzt rät ihr, Spaß zu haben, aber das ist nicht anschlussfähig – ›Nothing can take away these blues‹, singt sie –, es ist viel zu früh, um schon loszulassen. Sie ist noch in einem Stadium der Idealisierung des Partners in der Trauer- und Verlustphase, der Abschied hat erst begonnen. In dem Song ist das sehr authentisch und glaubwürdig wiedergegeben, eingebettet in wunderschöne Sprachbilder, sie fühlt sich einsam, ›wie ein Vogel ohne Lied‹. Daher endet der Song mit einem Schrei der Verzweiflung: ›Nothing compares 2 U‹. Es gibt keine Hoffnung, dass der Schmerz jemals enden wird. Genau so kommt es einem vor, wenn man mitten in diesem Übergang in ein neues Leben steckt.«
(Konrad Peter Grossmann)