»Wie viel Sex stattfindet, bestimmt meistens die Frau«

Je freier Frauen bei der Partnerwahl werden, desto mehr Männer bleiben allein – beobachtet die Biologin Meike Stoverock. Im Interview verrät sie, welche Männer es besonders hart trifft, warum eine frühkindliche Erziehung zum Single-Dasein wichtig wäre und weshalb es helfen könnte, Beziehungen zu öffnen.

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»Zu jedem Topf passt ein Deckel«, heißt ein Sprichwort. Sie halten das für falsch. Warum?
Meike Stoverock: Das Sprichwort behauptet, dass es für jeden Mann eine Partnerin und für jede Frau einen Partner gibt. Aber das ist nicht so. Weibchen wählen nur ganz bestimmte Männchen aus, die Mehrheit kommt nie zum Zug. Female Choice heißt dieses Prinzip, wir sehen es bei den meisten Tierarten - und beim Menschen.

Erklären Sie doch bitte kurz, wie Female Choice funktioniert.
Weibchen investieren mehr in die Fortpflanzung als Männchen. Sie haben nur eine begrenzte Zahl an Eizellen, Männchen können ihr Leben lang Unmengen an Samenzellen produzieren. Nach der Befruchtung muss der Körper der Mutter einen hohen Energieaufwand betreiben, um den Nachwuchs zur Welt zu bringen. Für das Männchen ist die Fortpflanzung nach dem Geschlechtsverkehr im Prinzip erledigt. Wenn sich also ein Männchen mit einem unpassenden Weibchen paart, ist nicht viel verloren. Für Weibchen ist das Risiko ungleich größer. Deswegen wurden sie im Laufe der Evolution immer wählerischer.