SZ-Magazin: Stellen auch Sie fest, dass der Stempel, jemand sei ein Narzisst, immer häufiger aufgedrückt wird, obwohl kaum jemand weiß, was ein Narzisst genau ist?
Bärbel Wardetzki: Ja, leider. Jeder, der uns unbequem ist oder uns Ärger bereitet, wird schnell als Narzisst abgestempelt. Dasselbe gilt für Zweierbeziehungen, in denen der Partner oder die Partnerin narzisstisch genannt wird, wenn sich der- oder diejenige beispielsweise egoistisch verhält oder kein Einfühlungsvermögen zeigt. Es können in diesem Fall narzisstische Anteile vorliegen, aber so jemanden als Narzisst oder Narzisstin zu bezeichnen wäre falsch. Auch eine Beziehung, in der es Probleme gibt, ist nicht gleich eine narzisstische oder toxische Beziehung.
»Mit Liebe hat das nichts zu tun«
Woran erkennt man einen echten Narzissten? Warum wirken diese Menschen auf Dating-Apps und beim Kennenlernen so anziehend? Und was hilft, wenn der eigene Partner sich oft in den Vordergrund drängt? Ein klärendes Gespräch mit der Psychotherapeutin Bärbel Wardetzki.