»Das knappe Gut ist nicht Liebe oder Sex, sondern Aufmerksamkeit«

Der Sozialwissenschaftler Stefan Ossmann forscht über Polyamorie – ein Beziehungsmodell, das so herausfordernd wie aufregend ist. Welche Menschen werden damit glücklich? Wie geht man mit der Eifersucht um? Und was können monogame Paare von dieser Form zu lieben lernen?

Foto: istock/monkeybusinessimages

Herr Ossmann, Beziehungsmodelle mit mehr als zwei Menschen gab es immer schon. Was genau beschreibt nun Polyamorie?
Der Begriff Polyamorie kam in den Neunzigerjahren auf, 2006 wurde das Wort in das Oxford Dictionary aufgenommen, seit 2007 wird er auch im deutschsprachigen Raum verwendet. Übersetzt bedeutet er Mehrliebe, unterscheidet sich aber vom Fremdgehen oder Polygamie. Er beschreibt die konsensuale, verbindliche Liebe zwischen mehr als zwei Personen, basierend auf emotionaler Liebe und Intimität, über einen längeren Zeitraum hinweg. Das Phänomen an sich ist kein neues, aber der offene Umgang damit wird erst seit etwa 30 Jahren beobachtet.