»Haarlänge, Brustgröße und Gewicht stehen im Vordergrund«

Wenn jemand bei Tinder, Bumble und Co nach Liebe sucht, bestimmen Programmierer mit, wen er sieht – und damit auch, in wen er sich verliebt. Die Schweizer Soziologin Jessica Pidoux forscht zu Algorithmen. Warum machen sie die Partnersuche so schwer? Und wie kann man die Programme austricksen?

Wer online nach Romantik sucht, findet stattdessen oft: eine Auswahl an Menschen, die auf limitierenden und diskriminierenden Algorithmen beruht.

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SZ-Magazin: Frau Pidoux, Sie haben die Algorithmen hinter Dating-Apps wie Tinder untersucht. Wie sieht das perfekte Profil aus?
Jessica Pidoux: Das perfekte Profil gibt es nicht. Aber eines, das von den Algorithmen favorisiert wird. Es zeigt eine Person auf mehreren hochwertigen Bildern in verschiedenen Situationen – in der Natur, beim Sport, auf einem Selfie. Ansonsten geht es den Algorithmen vor allem um Ähnlichkeiten: Wenn ich selbst auf der Uni war, bekomme ich auch in erster Linie Akademiker oder Akademikerinnen angezeigt.

Damit wir wissen, worüber wir sprechen: Was genau ist ein Algorithmus?
Ein Algorithmus besteht aus einer Reihe von Regeln. Die bilden die Grundlage für eine Entscheidung des Computers, damit er das gewünschte Ergebnis liefern kann. Dafür benötigt er Daten. In einer Dating-App sind das zum Beispiel Ihr Alter und Ihr Standort. Mit diesen Informationen können andere Benutzer Sie finden. Wenn Sie Personen zwischen 30 und 40 in einem Radius von fünf Kilometern suchen, werden nur Profile angezeigt, die diesen Kriterien entsprechen. Hinter diesem Filter steckt ein Algorithmus.