25. Februar 2013Aus Heft 8/2013ModeMit 100 Sachen durch die StadtZeit für einen ausgedehnten Bummel zwischen Dom und Teatro Manzoni. Ideale Begleiter: die schönsten Stücke der neuen Saison. IL DUOMO Zum Dom müssen alle Mailandbesucher, das ist kulturhistorische Pflicht, katholische sowieso. Aber die wenigsten steigen auf sein Dach - und die anderen ahnen gar nicht, was sie verpassen: Bei gutem Wetter sieht man von hier oben die Alpen. Wem die knapp 160 Stufen zu viel sind, der nimmt eben den Aufzug. Trenchcoat und Sandalen: Chloé; Bluse: Marc O’ Polo; Schlagjeans: Vanessa Seward für A.P.C.; Seidenschal: Hermès; Tasche: Louis Vuitton; Sonnenbrille: Mykita.LA LATTERIA Früher gab es überall in der Stadt die »latterie«, kleine Milchläden, die hausgemachte Produkte verkauften. Einen der schönsten und gemütlichsten findet man noch heute mitten im Künstlerviertel Brera: »La Latteria« auf der Via San Marco. Schon seit 1965 führen Arturo und seine Frau Maria Maggi das kleine Lokal, in dem sie auch mit Zutaten aus dem heimischen Gemüsegarten im norditalienischen Borgonovo Val Tidone kochen. Von außen ist es eher unscheinbar, innen verleihen altmodische Fliesenmotive und mit Blumenbildern behängte Wände dem Bistro mit seinen nur sechs Tischen eine kitschig-nostalgische Wärme. Streifenbody: Petit Bateau x Carven; Jeans: Vanessa Seward für A.P.C.; Gürtel: Aigner; Kreuz-Kreole: Christ; Armband: Vintage.MERCATO COMMUNALE COPERTO Lebensmittel kaufen die Mailänder immer noch am liebsten auf dem Wochenmarkt. Zu den traditionsreichsten gehört der Mercato Comunale Coperto auf der Piazza XXIV Maggio - kein aufgebrezeltes Feinschmeckerparadies, sondern eine klassische Markthalle, in der das Fleisch von der Decke baumelt und die Apfelsinen zu Pyramiden gestapelt werden. Für Besucher sowohl das Schönste wie auch Schlimmste: der konstant hohe Lärmpegel. Bluse: Esprit; Hosenrock: Louis Vuitton; Tasche: Myriam Schaefer über thecorner.com; Schuhe: Marni; Söckchen: Falke.ZONA TORTONA Perlenvorhänge klimpern hübsch im Wind und verhindern, dass Insekten ins Haus fliegen. Sie signalisieren aber auch: Diese Tür steht immer offen. Den Italienern geht schließlich nichts über »la famiglia«, was gern auf die ganze Nachbarschaft ausgeweitet wird. In Mailands ehemaligem Arbeiterviertel Zona Tortona hängen die Vorhänge in vielen Eingängen. Früher saßen dahinter auch mal Kleinkriminelle. Dann kam Giorgio Armani und baute hier sein Hauptquartier. Heute ist die Gegend ein Szeneviertel - und hinter den Vorhängen philosophieren junge Kreative mit Alteingesessenen, wie Kunst und Design die Welt verändern können. Velourslederkleid: Chloé; Gürtel: Aigner; Sandalen: Ferragamo; Armband: Vintage.VILLA NECCHI CAMPIGLIO Wer den Film I Am Love mit Tilda Swinton gesehen hat, will in Mailand als Erstes hierher: zur Villa Necchi Campiglio, die in Wirklichkeit genauso umwerfend aussieht wie auf der Leinwand. Das Haus mit seiner prächtigen Treppe aus Walnussholz, dem lichtdurchfluteten Wintergarten und dem herrschaftlichen Salon wurde in den Dreißigerjahren von einem reichen Geschwisterpaar erbaut. Es ist umgeben von einem Garten mit Pool und Tennisplatz. Seit der Renovierung 2008 kann man das gesamte Areal besichtigen, die Villa beherbergt mittlerweile mehrere Kunstsammlungen. Die Caffetteria im hinteren Teil des Gartens ist zwar teuer, aber immer noch ein Geheimtipp für ein Mittagessen im Grünen. Links: Musterbluse: Erdem über mytheresa.com; Nadelstreifenhose: Burberry Prorsum Männerkollektion; Nietengürtel: Versace.Seidenkleid, Gürtel, Cardigan und Schuhe: alles Bottega Veneta; Strumpfhose: Falke.TRAM URBANI Ohne die Straßenbahn geht im Mailänder Verkehr gar nichts. Mit dem Auto steht man oft im Stau, Fahrrad fahren ist lebensgefährlich, und auf die U-Bahn ist kaum Verlass, in viele Gegenden der Stadt fährt sie sowieso nicht. Für Touristen sind die ratternden Waggons aus den späten Zwanzigern die perfekten Vehikel, um das historische Mailand und seine Sehenswürdigkeiten an sich vorbeiziehen zu lassen. Mantel: Marni; Blusenkleid: Jil Sander Navy; Handtasche: Hermès; Mokassins: Tod’s; Armband: Vintage.PISCINA COZZI Natürlich kann man in dieser Schwimmhalle auch ein paar Bahnen schwimmen, wenn das Wetter in Mailand mal wieder zu kalt, zu nass oder zu grau ist. Ein Besuch der Piscina Cozzi lohnt sich aber auch so: Die imposante Schwimmhalle von Luigi Secchi aus dem Jahr 1934 wurde 2008 aufwendig restauriert. Auch die Verzierungen mit Mosaiksteinen im Inneren wurden original erhalten. Die große Tribüne wird seitdem gern für Modenschauen genutzt. Kleid: Jil Sander Navy; Armreif: Marni.TEATRO MANZONI Ausnahmsweise kann man Silvio Berlusconi auch mal für etwas dankbar sein: Hätte er 1978 nicht das in finanzielle Schwierigkeiten geratene Teatro Manzoni gekauft, stünde auf der Piazza San Fedele statt des berühmten Schauspielhauses heute ein Supermarkt. 1850 eröffnet, war es das erste Theater mit elektrischem Licht in Europa. Im Foyer mit der prächtigen Wandmalerei traf sich die Mailänder High Society, um eine der legendären Macbeth- oder Maria-Stuart-Inszenierungen zu besuchen. Seit Luigi Foscale 1978 die kreative Führung übernahm, machte er das Manzoni wieder zu einem der angesehensten Häuser Italiens, das heute auch für modernes Varieté und Konzerte genutzt wird. Smoking, Schluppenbluse und Pumps: alles Saint Laurent by Hedi Slimane; Ohrring: Christ.VITA NOTTURNA In Mailand wird viel gearbeitet, schon klar, aber auch gefeiert: Zwischen Breras zahlreichen Ateliers und Kunstgalerien, Designer- und Antiquitätenläden verbergen sich kleine, charmante Bars. Die wohl bekannteste ist die Bar »Jamaica« auf der Via Brera. Wo Mussolini in jungen Jahren seine Zeitungsberichte schrieb, treffen sich heute Kunst- und Literaturliebhaber zum Aperitivo. Wer mehr als drei »Sprizz« verträgt, zieht danach weiter zu den Clubs in Richtung Porta Garibaldi oder in Mailands legendären Club »Plastic«, wo schon Grace Jones und Andy Warhol im Kitsch-Dekor feierten. Seidentop: La Perla; Tasche: Hermès; Ohrring: Christ. Vorheriges Bild Nächstes Bild Fotos: Ben Morris; Styling: Almut Vogel Rechte am Artikel können Sie hier erwerben. Aus Heft 8/2013ModeModeMailandMilanoItalienStartseite > Themen > Mode > Mit 100 Sachen durch die Stadt