Was gehört auf eine Kutte? Zur Klärung für alle Ahnungslosen: Eine Kutte hat nichts mit dem Mönchsgewand zu tun, sondern leitet sich ab von cut off (abschneiden) und meint eine reich verzierte Jeansweste, die zur modischen Standardausrüstung eingefleischter Fußballfans gehört. Nur Spießer kaufen sich eine fertige Weste, wahre Fans trennen die Ärmel selber ab und lassen sich dann von Mutti Kordeln in den Vereinsfarben an Armausschnitte und unten an den Saum nähen. Die Veredelung der Kutte folgt festen Regeln: Mittig auf den Rücken kommt das große runde Emblem des geliebten Vereins, oben drüber der rechteckige Verweis auf den Fanblock, drum herum werden möglichst exotische Aufnäher des eigenen Fanclubs und befreundeter Vereine angeordnet. Und natürlich die Hassbekundungen gegen gegnerische Vereine, wie z. B. eine Sau im Bayern-Trikot oder mit Filzstift gekrakelter Stacheldraht um das Wappen des Feindes. Eine Kutte darf auf keinen Fall gewaschen oder sonstwie gereinigt werden. Sie muss vor Dreck stehen, ihr infernalischer Gestank adelt den Fan geradezu. Übrigens wird auch der Träger selbst als »Kutte« bezeichnet. Bis zum Auftreten der Hooligans galten »Kutten« als die Vertreter der Raufkultur, heute zählen sie zu den friedfertigsten Fans – meist kuschelige Familienväter mit Doppelhaushälfte.Philipp Köster ist Chefredakteur des Fußball-Fan-Magazins »11 Freunde«.