»Es gibt viele Wege, um das zu bekommen, was man haben will«

Naomi Campbell ­gehört seit gut drei Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Models der Welt. Ein Interview über Rassismus in ihrer Branche, wahre Freundschaften und den Mut der ­jungen Kolleginnen.

Im Frühjahr feierte Naomi Campbell ihren 50. Geburtstag – und ihr 34. Laufsteg-Jubiläum. Letzteres gemeinsam mit der Model-Kollegin Christy Turlington via Zoom.

SZ-Magazin: Miss Campbell, als Sie Ende 2018 Ihren eigenen Youtube-Kanal vorstellten, erklärten Sie, dass nun die Zeit gekommen sei, Sie »wirklich kennen­zulernen«. Welche Missverständnisse wollen Sie aufklären?
Naomi Campbell: Als Model zu arbeiten bedeutet, immerzu inszeniert zu werden. Andere Menschen entscheiden darüber, was man anhat, wie man sich bewegt, was man äußert. Das Bild, das die Welt von mir hat, ist deshalb nicht besonders authentisch. Ich will zeigen, dass ich eine durchaus normale Person bin.

Das könnte schwierig werden. Sie arbeiten seit 34 Jahren in der Mode­industrie, Sie sind eines der be­rühmtesten Models der Welt. Beim Taschen Verlag ist gerade ein zweibändiges Kompendium Ihrer Karriere erschienen, das über sechs Kilo wiegt. Sie waren mit dem Schwergewichts-Weltmeister Mike Tyson liiert und mit Nelson Mandela befreundet. Das klingt alles nicht nach einem normalen Leben.
Das mag sein. Ich wurde aber nicht als reiches Kind geboren. Meine Eltern waren nicht berühmt. So wie viele andere Menschen auch arbeite ich schon mein ganzes Leben lang hart. Unterm Strich halte ich mich für ziemlich normal.