Donnerstagabend im Herbst 2016, kurz vor zehn. In einer Küche mit Blick auf die dunklen Berge sitzt eine junge Frau an ihrem Laptop. Die drei Kinder sind im Bett, ihr Mann ist zu einer Bandprobe. Auf dem Bildschirm des Laptops ziehen Internetforen vorbei, überall Meinung, alle machen mit: Schlepperbanden das Handwerk legen ... Die Politiker machen unsere Schweiz kaputt ... Kann diese Schlampe nicht endlich das Maul halten. Bingo. Jolanda Spiess-Hegglin lächelt, lehnt sich zurück und nimmt einen großen Schluck Wein. Mit »diese Schlampe« ist sie gemeint.
Als wäre nichts geschehen
Die Schweizer Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin äußert 2014 den Verdacht, sie sei vergewaltigt worden. Am Ende soll sie unterschreiben, dass sie den möglichen Täter nicht mehr beschuldigen werde. Die Geschichte einer fast verlorenen Ehre.