Der Untergang

Nachrichten von ertrunkenen Flüchtlingen im ­Mittelmeer sind Alltag geworden. Was geschieht bei einer solchen Katastrophe? Und wie gehen Überlebende, ­Rettungskräfte und Angehörige mit ihren schrecklichen Erlebnissen um? Die Geschichte eines Boots­unglücks vor der griechischen Küste am 28. Oktober 2015 – und seiner Folgen bis heute.

Die Bilder, die in diesem Artikel vom ­Unglück zu sehen sind, stammen von der Syrerin Amel Alzakout. Sie filmte ihre Flucht von der Türkei nach Griechenland, auch die Fahrt übers Meer.

Unten schreien sie. Oben, an Deck, filmt die Kamera Gesichter von Menschen, die nicht verstehen, was los ist. »Ma fini shi … Mniha ana« – »Alles gut«, sagt eine Frau. »Mir geht’s gut.« Aber dann ruft jemand: »Nicht bewegen!« Jetzt fliegen Taschen über Bord, vor Kurzem noch in der Türkei gepackt, davor irgendwo in Syrien, im Irak und in Afghanistan. Letzter Besitz aus dem alten Leben, jene Dinge, die so wertvoll waren, dass sie nicht zurückgelassen werden konnten. Jetzt sind sie