»Nur nett auszusehen war mir zu eng«

Nach mehr als vierzig Jahren verabschiedet sich die Grüne Renate Künast aus der Politik. Im Interview blickt sie zurück auf zahllose Kämpfe um Anerkennung, die Schläge ihres Vaters – und das ewige Schmähwort »spröde«.

Kragen hoch und Wiedersehen: Künast freut sich darauf, ihre Zeit bald selbst einteilen zu können.

Renate Künast: kurze graue Haare, lindgrünes Jackett, den Lippenstift hat sie gerade aufgefrischt, busy, eilig, übersprudelnd. Sie antwortet schnell und macht im Gespräch auch mal kleine Witze über sich selbst – über ihren unerkannten Charme oder ihr jugendliches Aussehen –, die sie gleich darauf ironisch kommentiert. Das Interview findet in einem Besprechungszimmer des Bundestages statt.

SZ-Magazin: Frau Künast, Sie sind seit 2002 Mitglied des Bundestages und haben im Juli 2024 Ihren Rückzug für 2025 angekündigt. Denken Sie gerade: Ausgerechnet jetzt?
Renate Künast: Klar kann man sagen, die Demokratie sei gefährdet und Politik jetzt umso nötiger, so ist es ja auch. Das geht mir natürlich durch den Kopf. Aber dann sage ich mir: Nee, du kannst deine Stimme auch von einem anderen Ort erheben. Vielleicht sogar besser. Zumindest rede ich mir das ein.