»Männer dürfen weinen, Frauen nicht«

In der CDU eckte sie an, als Politikerin kämpfte sie für die Gleichstellung der Frau. Nun zieht Rita Süssmuth im großen Interview Bilanz: über die anhaltende Gegenwehr der Männer, Feindschaft unter Frauen und die Frage, ob es gerade im Jahr 2022 mehr Soldatinnen geben müsste.

Rita Süssmuth war als streitbare Politikerin so beliebt, dass sie auch »Lovely Rita« genannt wurde.

Foto: Paulina Hildesheim

Der Philosoph Jürgen Habermas soll mal auf die Frage, was von den 68ern bliebe, geantwortet haben: Rita Süssmuth. Das ist insofern bemerkenswert, als Rita Süssmuth katholisch und Mitglied der CDU ist. Feministin ist sie allerdings auch. Sie war erst Familienministerin, wurde dann Bundestagspräsidentin, ist aus der Politik nicht mehr wegzudenken. Ihr Einsatz gilt seit Jahren vor allem der wirklichen Gleichstellung und Gleichberechtigung von Männern und Frauen, diesen Monat erscheint ihr neues Buch Parität jetzt!. Süssmuth wurde im Februar 85 Jahre alt, sie pendelt nach wie vor zwischen ihrem Wohnort Neuss in Nord­rhein-Westfalen und Berlin. Wir be­suchen sie in ihrem Büro im Bundestag, in diesen Tagen zieht Angela Merkel auf ihrer Etage ein, die erste deutsche Kanzlerin. Gleichstellung ist allein damit natürlich nicht erreicht. Süssmuth legt nur schnell Mantel und Schal ab, dann kann es losgehen.