SZ-Magazin: Herr Slepian, wie erforscht man etwas, das die Menschen lieber für sich behalten?
Michael Slepian: Wenn sie an den Studien von meinem Team und mir teilnehmen, müssen die Menschen nicht automatisch ihre Geheimnisse mit uns teilen. Für viele Versuche reicht es zum Beispiel, wenn sie intensiv an ein für sie wichtiges Geheimnis denken. Um herauszufinden, welche Art von Geheimnissen die Menschen hegen, haben wir eine Liste mit 38 Kategorien von Geheimnissen erstellt. Diese reichen von Diebstahl über eine Abtreibung bis zu sexueller Untreue in der Beziehung. Hier können Menschen anonym angeben, welche dieser Erfahrungen sie gemacht haben und ob sie jemand anderem davon erzählt haben. Ich habe im Laufe meiner Forschung mehr als 50.000 Menschen befragt. Im Durchschnitt hat jeder Mensch 13 Geheimnisse. Fünf davon teilen wir mit niemandem. Die anderen acht offenbaren wir nur wenigen ausgewählten Personen.
»Im Durchschnitt hat jeder Mensch 13 Geheimnisse«
Und fünf davon teilen wir mit niemandem, sagt der Columbia-Professor Michael Slepian. Im Interview erklärt er, unter welchen Geheimnissen wir besonders leiden, wann wir sie verraten sollten – und welche Enthüllung ihm seine eigene Mutter jahrelang verschwiegen hat.

Psst! Kinder beginnen im Alter von vier Jahren, eigene Geheimnisse zu entwickeln, sagt der Professor Michael Slepian
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