Wie heißt jetzt dieser verdammte Baum noch mal? Joel, der Bergführer, versucht sich verzweifelt zu erinnern. Woanders würde man es einem Berg- und Landschaftsführer wahrscheinlich übel nehmen, wären ihm die Namen von Bäumen und Blumen entfallen. In Südafrika nicht. Wie hier in den Drakensbergen besitzen alle Blumen und Tiere drei Namen: einen englischen, einen auf Afrikaans und einen in der Sprache der Zulu. Joel hat auch mehrere Namen, auf Zulu heißt er Boma Mbele. Die bis zu 3500 Meter hohen Drakensberge erstrecken sich im Osten Südafrikas fast tausend Kilometer sichelförmig an der Grenze zu Lesotho. Von Weitem sieht die Bergkette aus wie ein großer, aus Schokolade gegossener Drache. Seine Rückenzacken bilden die vielen Gipfel der Berge, die Giant’s Castle, Devil’s Tooth oder Cathedral Peak heißen.
Wenn der Wind an den Schokoladenwänden entlangpfeift, hört sich das an, als würde er an einer Reihe aufgestellter Speere vorbeiziehen, deshalb nennen die Zulus die Berge uKhahlamba, »Barrieren der Speere«. Die Erde ist hier rot und braun, Buschgras wiegt sich neongrün leuchtend im Wind, Geier groß wie Kälber drehen über den Gipfeln ihre Runden. In vielen Höhlen und unter Felsüberhängen findet man Malereien aus Antilopenblut, die die San, archaische Buschmänner, vor vielen tausend Jahren hinterlassen haben. Die Bäume tragen Früchte, so groß wie Blutwürste. Affen und Antilopen kreuzen den Weg, und Joel zeigt auf ein knuffiges Nagetier, das wie ein Isarkiesel mit Füßen aussieht. Wir sagen »süß«, er sagt »schmeckt gut«.
Man kann sich hier in den Wandercamps in den höheren Lagen einbuchen oder auf Pferdegestüten in den fruchtbaren Talsolen; sie sind so berühmt, dass sogar die Scheichs von Dubai hier ihre Rennpferde unterstellen. Auf den tausend Kilometer Wanderwegen ist man meist allein unterwegs. Wer aber erst einmal einen dieser pinkfarbenen südafrikanischen Sonnenaufgänge gesehen hat, die die Erde golden färben, Nebel über die Hochplateaus schickt und die dicken Lämmergeier in die Höhe treibt, ist schnell überzeugt: Ja, hier muss sie sein, die Wiege der Menschheit!
Höhe: 3482m
Übernachten: Hartford House Gestüt, KwaZu-lu-Natal, Tel. 0027/33/2632713, www.hartford.co.za. DZ ab 105 Euro. Didima Camp, KZN Wild-life, Tel. 0027/33/8451000, www. kznwildlife.com, DZ ab 40 Euro. Mehr Info: www.southafrica.net.
Essen: Cleopatra Mountain Farmhouse, Tel. 0027/33/2677243, www.cleomountain.com.
Inbedingt: Wildtiersafari auf dem Pferd: Pakamisa Private Game Reserve, Tel. 0027/34/4133559, www. pakamisa.co.za, DZ ab 203 Euro.