Theresa Olkus: Wir sind heute in deinem Heimatort Wallgau. Die Leute hier haben dich von Beginn deiner Karriere an begleitet. Wie reagieren sie, wenn du durch den Ort läufst?
Magdalena Neuner: Ganz unspektakulär. Es kommt natürlich immer auf die Saison an. Wenn Touristen da sind, führe ich natürlich schon das eine oder andere Gespräch. Es gab aber schon Leute, die gesagt haben: „Wir fahren jetzt schon seit zehn Jahren nach Wallgau, endlich haben wir es mal geschafft und sie getroffen“ (lacht).
Deine Heimat liegt dir sehr stark am Herzen, oder? Ich bin schon als Kind sehr heimatverbunden gewesen.
Vielleicht, weil ich sehr traditionell aufgewachsen bin. Meine Familie hat immer sehr viel Wert darauf gelegt, dass wir die Traditionen hier leben: Trachtenverein, sonntags in die Kirche – eben das oberbayerische Familienbild, wie man es sich vorstellt. Ich liebe meine Heimat auch deswegen so, weil es mit 1400 Einwohnern hier sehr überschaubar ist und man sich kennt. Das Familiäre und die hohe Lebensqualität schätze ich sehr.
A propos Lebensqualität: Als ich dich gefragt habe, welchen Wein du gerne trinkst, meintest du: Bring einfach irgendetwas mit, was mir schmeckt. Ich hoffe, so ist es jetzt auch (lacht) – das ist ein Spätburgunder Rosé von der Ahr.
Das sieht schon sehr gut aus, denn Rosé gehört auf jeden Fall zu meinen Favoriten.
In Bayern trinken die Leute ja eher Bier. Gibt es dennoch eine Weintradition bei euch in der Familie?
Das stimmt, man trinkt abends eher mal ein Bier. Weil ich aber tagsüber Wasser trinke, mag ich abends ab und zu etwas Erfrischendes. Manchmal machen wir uns am Wochenende eine Flasche Wein auf. Wir haben sogar überlegt, uns für unser neues Haus einen Weinklimaschrank anzuschaffen. Ich habe das Glück, oft sehr gute Weine geschenkt zu bekommen.
Und woher kommen die Weine, die du geschenkt bekommst?
Zum Beispiel aus Südtirol oder aus Franken. Da ist auch manchmal ein Wein im Bocksbeutel dabei, was ich sehr gerne mag. Total gerne trinke ich auch den klassischen Riesling, zum Beispiel, wenn wir essen gehen.
Trinkst du lieber Weiß oder Rot?
Du liegst mit Rosé wirklich genau richtig bei mir. Ansonsten eher Weißwein, vielleicht, weil ich lieber im Sommer Wein trinke. Ab und zu trinke ich aber auch mal ein schönes Glas Rotwein, dann aber eher im Winter.
Blicken wir mal auf den Beginn deiner Karriere zurück: Der Biathlonsport hat dich schon mit neun Jahren nicht mehr losgelassen. Was hat dich daran so fasziniert?
Ich hatte schon als kleines Kind eine Faszination für Skisport, habe mit vier Jahren angefangen, Alpinski zu fahren. Dadurch, dass wir direkt an der Langlaufloipe gewohnt haben, stand ich mit sechs Jahren das erste Mal auf Langlaufskiern. Die Cousine meines Vaters, Annelies, die damals schon mit Uschi Disl trainierte, hat mich und meine zwei besten Freunde in ein Team aufgenommen. Das spielerische Schießen hat mich vom ersten Tag an fasziniert – das ist spannender als das relativ „eintönige“ Laufen.
Wie kommt man mit diesem Wechsel klar: beim Lauf alles geben und dann Ruhe bewahren beim Schießen?
Man wächst als Kind schon hinein. Aber natürlich ist es viel Psychologie, wenn es im Stadion mucksmäuschenstill ist und 25.000 Leute darauf warten, was du jetzt beim Schießen machst. Man braucht eine große mentale Fähigkeit und viel Selbstvertrauen. Denn eigentlich passen die beiden Sportarten gar nicht zusammen – Laufen und ruhig schießen. Es ist anders als bei einem Sportschützen, der minutenlang zielen kann. Im Biathlon muss möglichst schnell die Scheibe fliegen.
Wie kann man sich darauf vorbereiten?
Ich habe herausgefunden, dass es mir hilft, zu spüren, dass ich allein in meinem Kopf bin und es egal ist, was außen passiert. Dafür habe ich mir einen Raum vorgestellt, bei dem ich hinter mir die Türe zu mache – dann waren da nur noch die Scheiben, das Gewehr und ich. Manchmal habe ich mir beim Laufen in Zweikampfsituationen vorgestellt, dass ich eine Löwin bin – um meine ganze Energie und Kraft abrufen zu können.
Mit 25 Jahren hast du deine Karriere als Profisportlerin beendet. Sicher eine schwere Entscheidung.
Das war eine Entscheidung von zwei Jahren. In erster Linie habe ich sie selbst getroffen, bin dabei aber oft auf Unverständnis in meinem Umfeld gestoßen, was für mich nicht einfach war. Heute denke ich manchmal: „Wow, da war ich wirklich noch sehr jung“. Ich war aber schon seit sechs Jahren Profisportlerin und habe in der Zeit extrem viele Höhen und Tiefen erlebt. Was die Öffentlichkeit damals als zu früh empfand, war für mich genau der richtige Zeitpunkt. Ich war bereit für etwas Neues in meinem Leben.
Zur vierten Folge: Auf ein Glas Wein mit Andrea Ballschuh
Zur dritten Folge: Auf ein Glas Wein mit Marco von Wanda
Zur zweiten Folge: Auf ein Glas Wein mit Sterneköchin Julia Komp
Zur ersten Folge: Auf ein Glas Wein mit Max Herre