Ein Bild aus einer anderen Zeit, die kaiserlich-königliche Weltstadt Wien, vor 120 Jahren: In einer Gasse im ersten Bezirk entsteigt eine schlanke Frauengestalt einem Fiaker. Die Frau betrachtet versonnen ihre feinen Handschuhe, ihre zierliche Taschenuhr. Dann setzt sie sich, langsam schlendernd, in Bewegung. Ihr folgt, im selben langsamen, schlendernden Tempo, ein Mann. Verweilt sie, um die Auslage eines Ladenfensters zu betrachten, verweilt auch er, bis sie sich wieder in Bewegung setzt. In den menschenleeren Gassen hallen die Schrittchen ihrer kleinen
»Welche Sehnsucht ich habe nach der Entgrenztheit meines Körpers, tausendmal berührt von nichtdesinfizierten Händen«
Die Prostituierte Salomé Balthus schreibt in der vierten Folge ihres Coronatagebuchs über eine Kollegin, die einen Weg gefunden hat, ohne Berührung doch ihr Geld mit einem Freier zu verdienen.