Das fliegende Nashorn

Unser Kolumnist fühlt sich gelähmt von der Sehnsucht nach einem unbeschwerten Abend. Bis er Trost findet in einem so seltsamen wie wunderbaren Tierfoto.

Illustration: Dirk Schmidt

Nun geht es um fliegende Tiere, zuerst um Nashörner.

Mir geht ein Foto nicht aus dem Kopf: Man sieht ein Nashorn kopfunter hängend. An jedem seiner Beine ist eine Leine befestigt. Diese vier Leinen münden in ein langes Tau, das vermutlich an einem Hubschrauber befestigt ist. Der Hubschrauber ist aber nicht im Bild, das Foto endet nach einigen Metern des Seiles oben. Man sieht die ungeheure Weite einer Savannenlandschaft, darüber Wolken und blauer Himmel. Es entsteht der Eindruck, das Nashornseil sei an einer Wolke befestigt. Leicht schwebt das Tier dahin, das Horn nach unten gerichtet, die Beine himmelwärts.

Immerzu denke ich an dieses Bild. Warum?

Bei der Lektüre von VETimpulse, eines Fachblatts für Tierärzte, hatte ich den Hinweis auf eine im Journal of Wildlife Diseases veröffent­lichte Studie entdeckt. Tiermediziner und Anästhesiologen hatten sich die Frage gestellt, ob der in afrikanischen Reservaten übliche Kopfunter-Transport narkotisierter Nashörner den Tieren eigentlich schade. Oder ob es nicht besser sei, sie liegend von A nach B zu schaffen. (In normaler Körperhaltung fliegend geht das nicht. Gurte um Bauch und Brust würden den Leib eines tonnenschweren Tieres zu sehr einschnüren.)