Obenrum frei

Das Kulturleben läuft wieder an – aber statt orgiastischer Feiern bleiben im Theater die Plätze leer. Sind wir in der Pandemie zu bequem geworden? Wann ist die denn endlich mal vorbei? Und was hat das alles mit männlichem Nasal-Exhibitionismus zu tun? Unser Kolumnist kann das erklären.


Illustration: Dirk Schmidt

Nun gibt es wieder Lesungen. Ich bin unterwegs, heute hier, morgen da, oder, um es mit Robert Blanco zu singen, heute so, morgen so, einmal traurisch, einmal froh, so ist das im Showgeschäft. Man hätte gedacht, die Leute würden bei erster Gelegenheit wieder in die Theater strömen, um die Kunst und das Leben zu feiern. Aber es gibt jeden Abend noch freie Plätze im Publikum.

Bruno, mein alter Freund, wollte kürzlich nach Karten für die Philharmoniker schauen, die zusammen mit dem Pianisten Daniil Trifonov spielten. Er traute seinen Augen nicht: Für den Abend des kommenden Tages war ein Ticket Reihe 1, Mitte zu haben. Er war dabei, das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder, das ist vielleicht nur Träumerei, sang Lilian Harvey.