Leserpost (II): Kleine Liste netter Leserbriefe aus den vergangenen Jahren, wir beginnen mit Nummer fünf.Da schreibt Frau B. per E-Mail, sie habe sich jahrelang über den auf alle Parkscheine gedruckten Satz gewundert: »Von außen gut sichtbar an der Windschutzscheibe anbringen!« Immer sei sie gleichzeitig ein wenig stolz auf sich selbst gewesen, sich einer so unsinnigen Anordnung zu widersetzen – und habe den Parkschein Mal für Mal innen an der Windschutzscheibe angebracht, »bis irgendwann vor zwei Jahren auf dem Parkplatz der Groschen fiel, einfach so«. Ist es nicht seltsam, mit dem Groschen? Dass er tatsächlich fast immer irgendwann fällt. Dass er dann aber wirklich einfach so fällt, ohne einen Stups? (Was geht da in unseren Hirnen vor, verdammt!, wenn das passiert?) Und dass Tag für Tag immer noch Groschen fallen, obwohl es sie eigentlich gar nicht mehr gibt, die Groschen?Brief Nummer vier: Viele Jahre hat es mich immer wieder gewundert, dass wir die Wörter versaufen, vertrinken, verfressen haben, nicht aber das Wörtlein veressen. Und da!, es ist schon eine Weile her, just an einem Tag im Jahr 2002, an dem es mich wieder besonders wunderte und ich mir das Hirn zermarterte, warum man sein Geld versaufen und vertrinken und verfressen, ja sogar vergessen kann, nicht aber veressen, da erreichte mich der Brief von Frau S., die in einem großen Münchner Betrieb der wundersamen Tätigkeit einer »Gleitzeitbeauftragten« nachgeht und der ein Kollege pflichtschuldig mitteilte: »Am Freitag, 2. August 2002, habe ich nach der Mittagspause veressen, meine Karte zu stecken.« Es gibt das Wort also doch, einfach so, mitten in der Stadt, in der ich so lange schon lebe und nach ihm gesucht habe.Aus Engelskirchen schreibt Frau B. den Brief Nummer drei, des Inhalts, dass sie als Kind in Bergheim/Erft lebte, wo es eine Panzerfabrik gab, die auf einer großen Tafel bekannt gab, sie suche »Arbeiter für MONTAGE«. Das habe sie eigenartig gefunden, dass man Arbeiter suche, die nur an einem Tag in der Woche und nur montags arbeiteten; erst ihr Vater habe ihr die Sache dann erklären können. (Sonst wären ja auch, Anm. d. Verf., alle Montage Diensttage gewesen und die anderen Wochentage Freitage. – Bitte verachten Sie Verf. nicht für diese Bemerkung, denn obwohl der Kalauer nur ein kleiner, intellektuell nicht hoch stehender Witz ist, liebt Verf. ihn sehr.)Frau T. aus München meldet sich mit Brief Nummer zwei, der den Satz aus einer Rund-Mail im Physik-Departement der TU enthält, in welcher den »lieben Mitarbeitern« mitgeteilt wird: »…wenn Sie größere Geräte wie z.B. Aufdampfanlagen entsorgen, müssen Sie vorher zerlegt werden«. Frau T. schreibt, dies erinnere sie sehr an einige »erkrakte« bzw. »nach Diktat vereiste« Korrespondenzpartner, die in dieser Kolumne schon vorkamen. Und sie selbst müsse immer wieder über die armen Menschen nachdenken, die sich zerlegen lassen müssen, nur weil sie z.B. eine Aufdampfanlage entsorgen wollen. Wahrscheinlich, schreibt sie, »gibt es bei uns auch eine Abteilung, wo man das macht: Physiker zerlegen und nachher wieder zusammenbauen«. Falls nicht, empfehle ich, Arbeiter für Montage zu suchen.Als Nachtrag zur Kolumne der vergangenen Woche hier eine Nachricht von Frau S., die unter www.gite-ardeche-location.com eine Urlaubsmöglichkeit entdeckt hat, die folgendermaßen beschrieben wird: »Mitten in einer Eigenschaft von 60 Hektars, angehobene weltliche Olivenbäume und Eichen, sind die Unterkünfte des Bauernhauses von Grads de Perret in den Abhängigkeiten eines großen Innengerichtes.« Was kann man hier in den Ferien tun? »Zahlreiche Aktivitäten: VTT, Reiten, Kajakkanu, Besteigen, Speleo, Canyoning…« Aber Achtung! »Unsere Freundhunde werden nicht erlaubt.« Besonders für Kinder soll es hier sehr schön sein: »Von Virgule (die Katze des Hauses) an Veilchen (unsere Kuh) an den Kaninchen, denen man Salat bringt, an den Hühnern, wo man die Eier aufhebt, an den Sprossen und am Thymian, den man für den Papagrill an den Fossilien sammelt, die man auf der Suche nach den Heuschrecken an den Schafen aufdeckt…«Papagrill? Da fahre ich nicht hin. Will man mich veressen?