Abschied im Morgengrauen

Was ein poetischer Satz von Robert Habeck über die Koalitionsverhandlungen, den Schlafmangel in der Politik und die neue Regierung verrät.


Illustration: Dirk Schmidt

Ach, wie gefällt mir doch ein Satz des Schriftstellers Robert Habeck, den ich im Spiegel entdeckte. Als vor einer Weile die Vorsitzenden von SPD, FDP und Grünen nachmittags vor die Kameras traten, um bekannt zu geben, sie würden in Verhandlungen eintreten, sagte Habeck, noch ein wenig grau im Gesicht nach einer durchsondierten Nacht: »Wir schieden nicht unweit von hier am frühen Morgen.«

Klingt das nicht wunderbar? Man denkt an Buchtitel von Handke: In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus oder Die Stunde da wir nichts voneinander wußten und selbstverständlich an den Versuch über die Müdigkeit. Ist es nicht auch großartig, dass die offensichtliche Erschöpfung des Mannes Habeck so unauffällig in diesen Satz hineingewoben ist? Vermutlich meinte er doch, man sei nicht weit von hier voneinander geschieden oder eben einfach unweit. Aber nicht unweit? Das klingt nach jemand, der dringend einen Kaffee bräuchte, nicht wahr?