Alt-Schwabing

Liebe Touristen, Sie kommen nach München, um in Klischees zu baden, das ist uns klar, und Sie haben ja recht, diese Stadt ist oft genau da am schönsten, wo sie am typischsten ist. Wenn Sie jetzt aber sehen wollen, wie und wo sich damals im berühmten Schwabing die 68er und Hippies tummelten – dann müssen Sie etwas Fantasie mitbringen. Das meiste gibt’s nicht mehr (unsere hoch geschätzte Kollegin Hiltrud Zobel sagt, in einer Disco namens Big Apple sei es damals so dermaßen zugegangen, dass… oh mei!), dafür ist die Gegend um die Occamstraße heute voll mit Turnschuhläden und Dönerbuden. Aber die Ecke hat ihren Reiz: Gehen Sie hier spazieren, an einem späten Frühlingsnachmittag, kurz vor Sonnenuntergang. Und wenn Sie die Augen zukneifen, können Sie sich vorstellen, wie die Blumenkinder hier hockten und ihre Schwabinger Version des Summer of Love probierten (praktischerweise in einer Stadt, in der sowieso alle am liebsten draußen sitzen – im Biergarten). Schlendern Sie rüber zum Monopteros, kaufen Sie sich ein Eis auf der Leopoldstraße und Sie werden merken: Es sieht hier nicht mehr aus wie 1968 – aber so ähnlich muss es sich damals angefühlt haben.

(1) Drugstore 40 Jahre altes Café mit eigenem Kiosk, war schon Kulisse in »Zur Sache, Schätzchen«. Empfehlenswert im ersten Stock: das Kammertheater Schwabing, Feilitzschstr. 12.
(2) Seerose Gabs damals auch schon, trägt heute den Zusatz »Birreria e Trattoria«, alles klar, Feilitzschstr. 32, Reservierung: 089/461 33 14 20.
(3) Kiosk St. Moritz Hier sieht Schwabing noch aus wie ein Dorf, Gunezrainerstr. 12.
(4) Lach- und Schießgesellschaft Traditionslinkes Kabarett, 1956 gegründet, Haimhauser-/ Ecke Ursulastraße, Karten-Tel. 089/39 19 97.
(5) Vereinsheim Neue Kneipe in altem Geist: Wer was isst, spendet wohltätig, Occamstr. 8.
(6) Weinbauer Traditionelles Wirtshaus, in dem seinerzeit gern der gemütliche Revoluzzer Fritz Teufel saß, Fendstr. 5, Tel. 089/39 81 55.
(7) Buchhandlung Lehmkuhl Hier kauften schon die SDSler linke Literatur, Leopoldstr. 45.
(8) Monopteros Der Mini-Tempel war jahrzehntelang Münchens Kiffer-Treff. Peace, ey!