Sie beschäftigen sich schon lange mit der Arbeitsweise der Lebensmittelindustrie und den vielen Zusatzstoffen, die sich heute im Essen befinden. Wie beeinflussen diese Stoffe die Qualität unserer Nahrung?
Hans-Ulrich Grimm: Man muss leider sagen, dass sehr viele der gängigen Supermarktprodukte Stoffe enthalten, die unser Körper schlecht verarbeiten kann und die eigentlich auch nicht dafür geeignet sind, zu Lebensmitteln hinzugefügt zu werden.
Inwiefern?
Im Verlauf der Evolution hat sich der menschliche Körper über einen sehr langen Zeitraum an die normalen, aus Naturprodukten hergestellten Nahrungsmittel angepasst. Mit ihnen kann unser Körper umgehen. Wenn Sie also ein Butterbrot essen oder einen Apfel oder ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte, und das gelangt in den Magen und in den Darm, dann erkennt der Körper, mit welchen Chemikalien, Botenstoffen, Hormonen und anderen Substanzen er diese Stoffe verarbeiten muss. Da laufen sehr komplexe Prozesse ab, die dem Körper die benötigten Nährstoffe zuführen, alles nicht Benötigte wieder ausscheiden und so letzten Endes bewirken, dass wir unsere Energieversorgung aufrechterhalten können und am Leben bleiben. In moderner Industrienahrung sind aber jede Menge Inhaltsstoffe enthalten, die in der Natur nicht vorkommen. Dadurch wird der Metabolismus, also der Stoffwechsel, gestört, und der Körper kommt komplett durcheinander. Das hat vielfältige Folgen, etwa die modernen Zivilisationskrankheiten, die durch das sogenannte »metabolische Syndrom« gefördert werden: Dazu gehören Übergewicht, Bluthochdruck, veränderte Blutwerte und somit ein steigendes Risiko für Diabetes, Herzprobleme, Schlaganfall, Krebs und dergleichen. Wir sind inzwischen also leider an einem Punkt angelangt, wo unsere Nahrung oft nicht mehr für unseren Körper geeignet ist und uns deshalb krank machen kann.