»Wir reden am Esstisch mehr über Inhaltsstoffe als über Qualität«

Seit 25 Jahren erforscht die Gesundheitspsychologin Hanni Rützler den Wandel unserer Esskultur. Im Interview spricht sie über den sinkenden Fleischkonsum, die unerschütterliche Liebe der Jugend für Ungesundes – und warum wir wieder lernen müssen zu genießen.

Die Österreicherin Hanni Rützler veröffentlicht jährlich den »Food-Report«, in dem sie Trends und Entwicklungen unserer Ernährung aufzeigt. Dass die meisten dem Fleisch abschwören und sich bald vegetarisch ernähren, etwa von Kräutersaitlingen, glaubt sie nicht.

Foto: David Payr

SZ-Magazin: Der Schriftsteller Jonathan Safran Foer schreibt in seinen Büchern »Tiere essen« und »Wir sind das Klima« gegen den Fleischkonsum an. Er prophezeit, dass die meisten Deutschen in fünf Jahren Vegetarier sind. Hat er Recht?
Hanni Rützler: Ich glaube nicht, schon gar nicht in nur fünf Jahren. Wir werden alle lernen, mit weniger Fleisch auszukommen und bewusster auszuwählen, was wir kaufen und essen. In manchen Gesellschaftsschichten ist diese Entwicklung sehr rasant, in anderen geht es sehr langsam. Im ländlichen, bäuerlichen Raum löst die Fleischdebatte mitunter große Ängste aus. Schließlich geht es da auch um Existenzen.