SZ-Magazin: Auslöser für Ihre Forschung war die Geburt Ihrer ersten Tochter vor zehn Jahren. Sie sind dabei fast gestorben. Was ist passiert?
Anna Machin: Meine Tochter war vor der Geburt im Mutterleib erkrankt. Für ihre Notversorgung waren daher viele Ärzte im Kreißsaal. Direkt nach der Geburt bekam ich auf einmal schlimme Blutungen, und es kamen noch mehr Ärzte reingerannt. Mein Mann, der Angst um das Kind hatte und auch noch fürchtete, dass ich sterben würde, wurde zur Seite gestoßen. Die einen Ärzte liefen mit dem Baby in die Intensivstation. Die anderen kümmerten sich um mich, irgendwann stoppten sie die Blutung, gaben mir Morphium – und rauschten auch ab. Zu viel zu tun, zu wenige Ärzte. Ich lag also da, mein Mann war mit mir allein im Raum. Die nächste Person, die reinkam, war der Putzmann, der das Blut wegwischen sollte. Mein Mann fragte ihn: Ist sie tot? Ich atmete sehr flach wegen des Morphiums. Der Putzmann sagte nur: Wenn sie tot wäre, hätten sie es Ihnen schon gesagt. Das alles war für meinen Mann ein großes Trauma.
»Wie Frauen verändern sich auch Männer durch die Geburt biologisch«
Väter sind für die Entwicklung ihrer Kinder nicht wichtig – so dachten die Forscher lange. Die Oxford-Professorin Anna Machin weiß: Für die Ausbildung des Selbstbewusstseins und der Geschlechtsidentität etwa sind Väter entscheidender als Mütter.