»Kinder müssen einander riechen, fühlen, anfassen«

Gerade für Kinder sind die Einschränkungen der Corona-Krise schwer zu begreifen. Im Interview erklärt Mechthild Schäfer, Professorin für Entwicklungspsychologie, warum sich die Isolation für sie endlos anfühlt – und wie Eltern helfen können.

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SZ-Magazin: Frau Schäfer, es ist immer noch nicht absehbar, wie lange Kitas und Schulen geschlossen und Familien zuhause bleiben müssen. Welche Folgen hat die Isolation auf die Entwicklung von Kindern?
Mechthild Schäfer: Kinder brauchen andere Kinder, um sich gesund zu entwickeln. Ob Grundschule, Kita oder Kindergarten – der Kontakt zu Gleichaltrigen ist unersetzlich. Vor allem für Kleinkinder.

Warum?
Ihr Sozialverhalten entsteht durch das Austesten verschiedener Reaktionen. Wenn ein Fünfjähriger im Sandkasten den Bagger eines anderen möchte, gibt es mehrere Möglichkeiten: Er kann sich dazu setzen und auf eine Pause warten, er kann gezielt danach fragen oder ihn sich gegen den Willen des anderen einfach nehmen. Jede Möglichkeit birgt eine andere Antwort. Und diese unterschiedlichen Reaktionen sorgen dafür, dass Kinder lernen, ihr Verhalten an die jeweilige Situation anzupassen.