»Wir mussten durchkommen, ohne dass die Kinder litten«

Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke versuchte seine Frau Gretchen mit zwei kleinen Kindern und ihrem kranken Mann in England neu anzufangen. Hier erzählt sie von der langen Suche nach einer Heimat und wieso die Schüsse auch ihre Ehe zerstört haben.

Gretchen Dutschke, damals 28, und ihr Mann Rudi 1970 in London.

Gretchen Dutschke-Klotz, 79, sitzt auf dem Balkon ihres kleinen Apartments in einem Frauen-Wohnprojekt in Friedrichshain. Seit 2010 lebt sie wieder in Berlin, nahe bei ihrem jüngsten Sohn Marek und dessen Familie. Zurück in der Stadt, in der sie im Sommer 1964 Rudi Dutschke traf. Kurz zuvor hatte Dutschke-Klotz, Tochter strenggläubiger Eltern aus Illinois, in den USA ein Frachtschiff nach Europa bestiegen. Da begann ihre Flucht in eine bessere Welt, von der sie noch heute träumt.

SZ-Magazin: Am 3. März 1970 wurden Sie 28. Wo waren Sie da?
Gretchen Dutschke: An den Geburtstag habe ich keine Erinnerung. Aber wir waren in London. Rudi, unser Sohn Hosea, unsere Tochter Polly und ich. Hosea war zwei Jahre alt, Polly ein Baby. Wir lebten in einer Wohngemeinschaft in der Limes Avenue. Da waren wir zusammen mit anderen, die mir mit zwei Kindern und krankem Mann sehr behilflich waren.