»Viele Frauen mit ADHS werden falsch oder gar nicht diagnostiziert«

Im Interview erklärt Psychiaterin Lotta Borg Skoglund, welche Symptome typisch für Mädchen und Frauen sind, warum starke emotionale Schwankungen ein Indiz sein können und Betroffene lernen müssen, wissenschaftlich zu denken.

Wenn die Gedanken sich schnell drehen und die Gefühle schwer zu kontrollieren sind, kann das auf ADHS hinweisen.

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SZ-Magazin: Frau Borg Skoglund, Sie beschäftigen sich als Psychiaterin seit Jahren mit ADHS bei Mädchen und Frauen. Mit welchem Missverständnis würden Sie gern aufräumen?
Lotta Borg Skoglund: Damit, dass ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung) bei Mädchen unsichtbar ist. Sie zeigen lediglich nicht die gleichen Auffälligkeiten wie Jungen. Dort sind die Symptome eher externalisierend, sie sind lauter, verhalten sich auffälliger. Das führt dazu, dass Jungen gesehen und gehört und womöglich eher auf ADHS untersucht werden.

Welche Symptome zeigen Mädchen?
Bei Mädchen werden die Symptome oft als innerlich beschrieben. Deshalb wird auch häufiger ADS diagnostiziert, also ADHS ohne das H, die Hyperaktivität. Wenn man aber genau hinsieht, erkennt man, dass auch Mädchen viele Symptome zeigen, die Hyperaktivität oder Impulsivität widerspiegeln. Etwa, wenn sie viel und schnell reden, mit Dingen herumfuchteln oder ständig mit ihren Haaren spielen.